Ein Mensch kommt zurück nach Hause, aus dem Krieg, von der Front, aus der Gefangenschaft. Eine Tür schlägt zu, und er steht draußen.
Für Beckmann, Kriegsheimkehrer und Kriegsversehrter, wird dieses Szenario zur grausamen Realität. Die Hoffnung, nach den bitteren und düsteren Jahren des Krieges eines Tages nach Hause zurückkehren zu können, zurück zu seiner Frau, seinem Sohn, seinen Eltern, entpuppt sich als grausamer Albtraum:
Die Frau liebt einen anderen, der kleine Sohn ist tot. Voller Verzweiflung stürzt sich Beckmann in den Fluss, doch nicht einmal der Selbstmord will ihm gelingen. Zu sehr verfolgen ihn die grausamen Bilder des Kriegsalltags, zu sehr plagen ihn die Selbstvorwürfe. Und in der neuen Gesellschaft, der Welt nach dem Krieg, ist keinen Platz für einen wie ihn; für einen, der nicht mehr weiterweiß, weil ihn die Verantwortung zu sehr umtreibt; eine Verantwortung, von der Jahre nach dem Krieg niemand mehr etwas wissen möchte – nicht einmal und am allerwenigsten diejenigen, die für tausende Tode die Verantwortung tragen.
„Werden Sie erst einmal wieder ein Mensch. Fangen Sie neu an.“
Aber was heißt das, wenn man „nur ein schlechter Witz ist, den der Krieg gemacht hat, ein Gespenst von gestern.“
Gejagt und verfolgt von seinen Gedanken um die eigene Vergangenheit und dem Zwiespalt des eigenen Gewissens sucht Beckmann verzweifelt nach einem (Aus-)Weg.
Gibt es für ihn eine Zukunft? Und wo? Wie?
Mit „Draußen vor der Tür“ schuf Wolfang Borchert 1946 ein noch immer tagesaktuelles und in höchstem Maße gesellschaftspolitisches Theaterstück, das just den Moment beleuchtet, in dem Empathie am größten sein müsste und aus Gründen des Überlebens nicht sein darf: Wie geht eine sich neu konstituierende Gesellschaft mit denjenigen um, die einen Krieg überleben? Welches Trauma bringen sie mit sich, wie prägt es eine Gesellschaft – und wie lange währt es…